Bremen, Digitalisierung, Politik | 16. Oktober 2025

Spähtrupps mit Ferngläsern? Die Realität der Drohnenabwehr

Der jüngste Vorschlag der Bremer Grünen zur Drohnenabwehr, mit mobilen „Spähtrupps“ gegen unbefugte Drohnenflüge vorzugehen,…

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Der jüngste Vorschlag der Bremer Grünen zur Drohnenabwehr, mit mobilen „Spähtrupps“ gegen unbefugte Drohnenflüge vorzugehen, klingt zunächst wie ein Aufruf zu einem neuen „Ghostbusters“-Film. Man stelle sich vor:  Beamtinnen und Beamte lauern mit Ferngläsern am Weserdeich und springen in den Einsatzwagen, sobald irgendwo eine Drohne surrt. Doch bei genauerem Hinsehen wird schnell klar, dass dieses Bild eher nostalgisch als zukunftsweisend ist.

Man mit Fernglas als Spähtrupp zur Drohnenabwehr

Eine Bedrohung, die wir ernst nehmen müssen

Allein in den ersten drei Monaten des Jahres 2025 wurden laut Bundeskriminalamt über 500 verdächtige Drohnenflüge über militärischen Anlagen oder kritischer Infrastruktur registriert. Das ist eine völlig neue Dimension von Luftraumverletzungen – und sie bereitet Sicherheitsbehörden große Sorgen. Die Bremer Häfen, unser Flughafen und sensible Einrichtungen geraten immer wieder ins Visier. Grade deshalb müssen wir uns mit Drohnenabwehr beschäftigen. Aber mit sinnvollen Lösungen und nicht mit Vorschlägen aus der Vergangenheit.

Warum „Spähtrupps“ wenig helfen

Militärische Drohnen und warum Spähtrupps bei der Drohnenabwehr wenig helfen

Die Grünen argumentieren, dass es derzeit keine ausreichende Technik gebe und deshalb Menschen mit Ferngläsern ausrücken müssen. Doch hier liegen die Schwachstellen:

  • Zeitfaktor: Verdächtige Drohnen tauchen oft nur für wenige Minuten am Himmel auf und verschwinden dann Richtung Nordsee. Bis ein Team mobilisiert und vor Ort ist, ist der Spuk vorbei.
  • Sichtverhältnisse: Viele der Flüge finden nachts statt. Selbst am Tag ist eine Drohne aus hunderten Metern Entfernung kaum mit bloßem Auge zu verfolgen.
  • Fluggeschwindigkeit und Reichweite: Moderne Multikopter fliegen 60 km/h und werden häufig aus mehreren Kilometern Entfernung gesteuert. Der Pilot sitzt oft nicht in der Nähe des Überflugortes.
  • Personalmangel: Die Bündelung von 50 bis 100 Personen für eine mobile Einheit würde Ressourcen von Polizei und Bundespolizei binden, die an anderer Stelle dringend gebraucht werden.

Kurzum: Technik manuell überwachen ist nicht möglich. Wir sollten uns nichts vormachen – die Gegner investieren in immer leistungsfähigere Drohnen. Mit Fernglas und Funkgerät kommen wir gegen diese Realität nicht an. Dabei gibt es technische Lösungen zur Drohnenabwehr.

Was wir stattdessen bei der Drohnenabwehr brauchen

Die CDU-Fraktion setzt sich dafür ein, dass Bremen und der Bund auf moderne Mittel und klare Zuständigkeiten setzen:

  1. Flächendeckende Sensorik: Radar‑ und Funk‑Scanner, akustische und optische Sensoren erkennen Drohnen, bevor sie Schaden anrichten. Expertinnen und Experten weisen darauf hin, dass Jammer‑ und Spoofing‑Systeme zwar teuer, aber unverzichtbar sind. Diese Technik muss an Häfen, Flughäfen und Regierungsgebäuden zum Standard gehören.
  2. Rechtssicherheit und Bundeskompetenz: Der Bund arbeitet an einer Reform des Bundespolizeigesetzes, damit die Bundespolizei den Einsatz von Störsendern und Abfangdrohnen koordinieren kann. Bremen sollte diese Initiative unterstützen, statt mit eigenen „Alleingängen“ nationale Konzepte zu verwässern.
  3. Zentrale Koordinierung: Die Luft‑ und Raumfahrtindustrie hat im September 2025 einen 5‑Punkte‑Plan vorgelegt, der eine nationale Task‑Force „Drohnenabwehr“ und klare Verantwortlichkeiten fordert. Bremen sollte sich aktiv in diese Strukturen einbringen, statt lokale Zwischenlösungen zu basteln.
  4. Informationskampagne und Registrierung: Eine Sensibilisierung von Hobby‑Piloten, verpflichtende Remote‑ID‑Sender und Meldewege für Bürgerinnen und Bürger helfen, legale von illegalen Flügen zu unterscheiden und Verstöße schnell aufzuklären.

Sicherheitspolitik im Drohnenzeitalter darf nicht in die Vergangenheit blicken. Die Idee, mit „Spähtrupps“ auf Verdacht durchs Umland zu fahren, wirkt gut gemeint, ist aber schlicht ineffektiv. Der Kampf gegen illegale Drohnenflüge braucht modernste Technik, klare gesetzliche Regelungen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Sicherheitsbehörden. Nur so können wir unsere Häfen, unseren Flughafen und unsere öffentlichen Einrichtungen wirksam schützen.

Den Herausforderungen der Digitalisierung müssen wir mit digitaler Kompetenz begegnen – und nicht mit Fernglas und Glück.

Simon Zeimke

Simon Zeimke ist Mitglied der Bremischen Bürgerschaft für die CDU Bremen. Er ist Sprecher für Medien, Digitalisierung, Datenschutz und Informationsfreiheit.

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