Die 3. Parlamentarische Digitalnacht in Berlin hat wieder gezeigt: Wenn Politik, Verwaltung und Wirtschaft zusammenkommen, um über die Zukunft der digitalen Verwaltung zu sprechen, wird es spannend – aber auch deutlich, wie viel Arbeit noch vor uns liegt.
Organisiert vom DATABUND e.V. und unter der Schirmherrschaft von Dr. Markus Reichel, MdB, bot die Veranstaltung in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft (im ehemaligen Reichstagspräsidentenpalais) einen inspirierenden Rahmen für den Austausch über die großen Themen unserer Verwaltungsmodernisierung.
Ein Abend mit starken Impulsen

Nach der Begrüßung durch DATABUND-Geschäftsführer Detlef Sander eröffnete Dr. Markus Reichel mit einer Keynote zur Bedeutung der digitalen Identität und der EUDI-Wallet. Sirko Scheffler, Vorstandsvorsitzender des DATABUND, betonte die Wichtigkeit von Standards und fairem Wettbewerb. Prof. Dr. Luise Hölscher, Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung sprach über konkrete Herausforderungen in den Kommunalverwaltungen – und wie Hessen und Bayern derzeit systematisch erfassen, wo der Modernisierungsstau am größten ist.
Morgen-Staat und Morgen-Verwaltung – zwei Panels, viele Perspektiven
Im Panel „Morgen-Staat Deutschland“ diskutierten u.a. Prof. Dr. Margrit Seckelmann, MdB Donata Vogtschmidt, MdB Dr. Moritz Heuberger und Sirko Scheffler über die Realisierbarkeit einer echten Staatsmodernisierung innerhalb einer Legislatur. Die Botschaft war klar: Das Regelgeflecht in Deutschland ist zu komplex, um es in vier Jahren grundlegend zu reformieren – es braucht langfristige Strategien, messbare Ziele und die Einbindung der Softwarehersteller, die den kommunalen Alltag kennen.
Dr. Moritz Heuberger brachte es auf den Punkt: Die geplante Reduzierung der Bundesstellen um 8 % sei kein Fortschritt, sondern eine demografische Selbstverständlichkeit.
Im zweiten Panel „Die Morgen-Verwaltung“ wurden die Perspektiven noch konkreter. Stephan Hauber zeichnete ein realistisches Bild der Hürden, vor denen die mittelständische IT-Wirtschaft steht – und wie starre rechtliche Rahmenbedingungen Innovation verhindern.

Prof. Dr. Sarah Rachut präsentierte ein spannendes Konzept der impulsgesteuerten Verwaltung – also Verwaltungsprozesse, die nicht nur auf Bürgeranfragen reagieren, sondern auch auf Ereignisse wie Geburten oder Naturereignisse automatisch Abläufe anstoßen. Ein Zukunftsbild, das nur mit einer erfolgreichen Registermodernisierung Realität werden kann.
Die Abgeordneten erinnerten zudem daran, dass Digitalisierung nicht allein eine technische Aufgabe ist: Auch Infrastruktur, Schulung und Motivation der Mitarbeitenden müssen mitgedacht werden.
Drei persönliche Beobachtungen
Mehr Vielfalt wagen:
Es war schön zu sehen, dass mit Prof. Dr. Sarah Rachut eine großartige Expertin auf der Bühne stand, die mit klarer Haltung und frischen Ideen überzeugte. Gleichzeitig zeigt die Veranstaltung, dass noch mehr weibliche Perspektiven gut tun würden – auf den Podien und im Publikum. Vielfalt bringt neue Blickwinkel und oft genau die Kreativität, die wir für echte Modernisierung brauchen.
Neue Dynamik entsteht, wenn Mut sichtbar wird:
Die Diskussionen waren fachlich stark und von viel Erfahrung geprägt. Gleichzeitig spürt man: Wir stehen an einem Punkt, an dem wir mehr Begeisterung für Veränderung brauchen. Prof. Dr. Luise Hölscher hat in ihrer Keynote gezeigt, wie man komplexe Themen greifbar und motivierend vermittelt – genau diese Energie kann ansteckend wirken und weitere Akteure mitreißen.
Partnerschaften neu denken:
Die etablierten Fachverfahrenshersteller sind ein wichtiger Teil der Verwaltungsdigitalisierung – aber Innovation entsteht, wenn sich alte und neue Akteure zusammentun. Startups, Wissenschaft, Verwaltung und Politik gemeinsam können ein echtes Innovationsökosystem bilden. Dafür war die Digitalnacht ein gutes Beispiel: offener Austausch, ehrliche Diskussionen und die Bereitschaft, voneinander zu lernen.
Mein Fazit

Die Verwaltungsmodernisierung in Deutschland kommt nur dann voran, wenn wir uns trauen, alte Denkmuster zu durchbrechen. Die technischen Grundlagen sind da, die Bereitschaft ebenfalls. Was fehlt, ist der gemeinsame Mut zum Sprung nach vorn.
Lasst uns die Verwaltungsdigitalisierung gemeinsam vorantreiben – mit Menschen, die Mut zur Veränderung haben, neue Ideen einbringen und den nötigen Optimismus mitbringen.
PS: Das Gespräch mit Matthias Kohlhardt hat gezeigt, dass der Austausch zwischen Politik und Praxis genau jetzt wichtiger ist denn je – und fortgesetzt werden sollte.
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