Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie fragil das Gesundheitssystem ist. Corona ist nicht die Ursache, sondern hat die seit Jahren bestehenden Probleme schonungslos offengelegt. Die Nachwirkungen der Pandemie werden uns noch lange beschäftigen. Long-Covid, sowie eine steigende Zahl von psychischen Erkrankungen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, stellen unser Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen. Unabdingbar sind Innovationsschübe im ambulanten wie im stationären Bereich. Immer mehr ist der Fachkräftemangel in Kliniken und Arztpraxen spürbar und bringt Ärzteschaft und Pflegepersonal gleichermaßen ans Limit. Die Gas- und Energiekrise belastet den Gesundheitssektor zusätzlich. Wir müssen den Gesundheitssektor weiterentwickeln und krisenfest machen. Dabei wollen wir den Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Die 20. Legislaturperiode ist aus gesundheitspolitischer Sicht eine verloren gegangene. Im Land Bremen fehlt es an einer Gesamtstrategie für Gesundheit, Medizin und Pflege. Die Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten drastisch verändert: Frei werdende Praxen finden keine Nachfolger. Ärzte und Psychotherapeuten suchen lieber nach einem Angestelltenverhältnis mit geregelten Arbeitszeiten. Gleichzeitig ist Bremen das einzige Bundesland, in dem keine Mediziner ausgebildet werden. Die generalistische Pflegeausbildung setzt neue Standards, die ab 2023 auch in Bremen mit den ersten Absolventen spürbar werden.
All diese neuen Herausforderungen müssen wir bei künftigen Planungen berücksichtigen. Daher brauchen wir zuallererst eine Versorgungsbedarfsanalyse, die die Städte Bremen und Bremerhaven, aber auch das Umland mit einschließt. Ambulante und stationäre Leistungen denken wir zusammen, mit dem Ziel, die bestmögliche medizinische Versorgung für die Patienten zu garantieren. Wir werden die Digitalisierung im Gesundheitssektor aktiv fördern und KI-Anwendungen unterstützen. Der persönliche Kontakt zwischen Arzt und Patient kann durch den Einsatz von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz unterstützt werden. Neben dem niedergelassenen Bereich wollen wir auch in den kommunalen Kliniken und in den Gesundheitsämtern die Digitalisierung voranbringen. KI-gestützte Anwendungen, wie Chatbots, können zum Beispiel bereits erste Fragen an das Gesundheitsamt klären, Termine vereinbaren und an Mitarbeiter übergeben, wenn Fragestellungen komplexer werden. Digitalisierung ist dabei kein Selbstzweck, sondern hilft, Ressourcen freizumachen, die dann direkt am Patienten besser eingesetzt werden können.